Alle Rechte vorbehalten
Vorwort des Herausgebers.1)
Am 21. November 1804 wurde Friedrich Wilhelm Waiblinger zu Heilbronn geboren, als das erste Kind eines bei der Landvogtei angestellten Beamten. Er starb zu Rom am 17. Januar 1830, nicht etwa, wie man es grundlos wiederholt hat, durch Ausschweifungen körperlich zerrüttet, sondern ein Opfer seines rastlosen Geistes, seiner immer arbeitenden Phantasie. Lange wurde er sowohl in seiner Heimat wie auch im übrigen Deutschland totgeschwiegen und verkannt. Doch schlug endlich für ihn die Stunde der Anerkennung. Auf den hohen Wert seiner Dichtung haben insbesondere Eduard Grisebach und Dr. Karl Frey die literarische Welt auf- merksam gemacht. Grisebach verdanken wir eine vor- zügliche Ausgabe der Lieder des römischen Karnevals und der Oden und Elegien, Frey ein gründliches ausführliches Buch über „Waiblingers Leben und Werke" nebst einer reichhaltigen Aus- wahl aus seinen Schriften, darunter manches bis dahin Ungedrucktes. Beiden gelang, was eine im Jahre 1839 erschienene Ausgabe nicht vermocht hatte : für den Dichter lebhaftes Interesse zu erregen. Davon zeugen die langen Artikel die ihm die schwäbischen Blätter nun häufig widmen, namentlich P. Matters geistvolle Studien.2) Der Tag scheint also nicht mehr fern, da
1) Das folgende gibt nur eine kurze summarische Über- sicht der Hauptpunkte, die ich in meiner französischen Ein- leitung zu Waiblingers Drama (Thesenarbeit, im gleichen Ver- lage, 1914 CLXI1 SS.) ausführlicb erörtert habe. Man gestatte mir, den Leser, der sich für die Entstehungsgeschichte des Dramas interessieren würde, ein für allemal auf diese frühere Arbeit zu verweisen.
2) Vgl. z. B. Schwäbische Chronik, Sonntags- beilage, 8. April 1911 und Schwabenspiegel, Wochenscbrift der Württemberger Zeitung, 17. Dez. 1912.
I*
ihm die Literaturgeschichte einen Ehrenplatz an der Seite seines Zeitgenossen und Landsmannes, Hölder- lin1), einräumen wird. —
Vorliegendes Drama erscheint hier zum ersten Mal im Druck. Frey nennt dieses Stück, „auf welches Waiblinger während seiner Gymnasiastenzeit die meiste Mühe verwendet und das er auch allein wirklich zu einem Ende gebracht hat, das wichtigste Dokument aus jenen Jahren".
Aus der Vergleichung der nur teilweise von Frey edierten Tagebücher mit dem Texte unseres Stückes geht nämlich hervor, daß man „Liebe und Haß" vor allem als eine dramatische Selbstschilderung betrachten soll, deren psychologisch-biographisches Interesse nicht zu leugnen ist. Bekanntlich war damals der Gymnasiast in ein junges Mädchen verliebt, das mit ihm in Stuttgart das Haus des Buchhalters Waiblinger bewohnte. Valerine — so heißt sie vom Tagebuch poetisch umgetauft — war zwei Jahre älter als er. Sie erscheint als ein verständiges schlichtes Mädchen, das ebensowenig befähigt war, das Nächstliegende zu übersehen, wie sich zu den Höhen emporzuschwingen, wo des Dichters Liebesdurst einzig Labung fand. Was auf den eben erst zum Jüngling heranblühenden Knaben so sehr wirkte, war zweifellos der Kontrast zu seiner eigenen Natur. Je feuriger, wehmütiger er selbst war, desto kräftiger fühlte er sich zu diesem „sanften, ewig ruhigen AVesen" hingezogen. Daß er sich dabei von seiner „wilden Phantasie" verführen ließ, will mir nicht so klar einleuchten wie seinen sonstigen Biographen. Wer weiß, ob er zu dieser Zeit die seinem künftigen Lebenslauf drohenden Gefahren nicht richtig ahnte und sich in seinem dunklen Drange nach der treuen hingebungsvollen Gattin nicht sehnte, die durch ihre
l) S. Ed. Grisebach, „Das Goethesche Zeitalter der deutschen Dichtung S. ll(>f.". Erst Hölderlin hat uns die Odenform wirklich assimiliert, in welcher dann der Schwabe Wilhelm Waiblinger und der Franke Graf Platen seine nächsten Nachfolger waren. — Vgl. Ed. Grise- bachs Einleitung zu Waiblingers Oden und Elegien.
ungetrübte Heiterkeit den selbstquälerisch weltschmerz- lich gesinnten Dichter mit dem Leben zu versöhnen gewußt hätte? Leider stieß die junge Liebe auf den Unwillen, ja sogar auf den Unverstand der beider- seitigen Verwandten. Der stets zur christlichen Ent- sagung bereiten Pfarrerstochter gelang es nicht, den Kummer von der Stirne ihres feurigen kampflustigen Geliebten wegzuküssen. Bald steigerte sich Wilhelms Liebessehnsucht zu einer Verzweiflung, die ihn bis zum Versuch des Selbstmords treibt. Er wird jetzt erst gewahr, daß er nur von seiner Dichtergabe die seelische Heilung zu erwarten habe. Er will ein Drama er- denken, um an seinen Helden die tragische Katharsis zu erleben. Er leidet, fühlt aber, daß ihm „ein Gott gab" zu sagen, was er leide, das Leid und seine Qual aus seinem Herzen herauszudichten. Jetzt gilt es für ihn, sich von den beängstigenden Bildern unbefriedigter Liebe durch die Kunst zu be- freien, in dem erquickenden Reich der Träume das Leid zu vergessen. Durch poetische Gerechtigkeit wird er sich an der dummen Grausamkeit der Menschen rächen. Sie mögen noch so laut reden und schelten, der Wohlklang der Verse wird ihre Irrstimme über- tönen. Und das Wunder dramatisierender Phantasie wird die Häßlichkeit der äußeren Verhältnisse in lichte Schönheit umzaubern.
Diesen Gemütszuständen, dieser Jugendkrisis also hat das Drama seine Entstehung zu verdanken. Zur Deutung der Charaktere sowie der verwickelten In- trigue verbleibt dieser Liebesroman der Hauptschlüssel : Enrico, Caracci, Dietrich bringen den Unver- stand, den Groll, die List, den Neid der dem Glück der Geliebten entgegenstrebenden Verwandten zum dramatischen Ausdruck. In Fernandos Schwärmerei spiegelt sich Wilhelms Liebe zu Valerine ab, während in Luzio das „Wildere, Rohere seines Ichs" zum Vor- schein kommt. Ebenso erinnert Florinens Wesen an die ,, Jungfer Heimin", deren geliebtes Bild dem Dichter damals vorschwebte. AVie die Liebe wird aber im Drama auch der Haß idealisiert. Die Kunst betont und ver-
größert das lebendige Modell, bringt uns nicht etwa ein treues, sondern ein tragisch verzerrtes oder tragisch verklärtes Abbild wirklicher Gestalten und Erlebnisse dar. Aus eben dieser Umdichtung des Lebens besteht die psychologische Heilkraft des Dramas, durch dessen Poesie Wilhelm den brausenden Sturm in seiner Brust einzusingen versucht. Damit haben wir aber auch auf das Grundgebrechen des Werkes hingedeutet. Denn hier gilt von einem „Trauerspiel", was eigentlich nur von einem lyrischen Gedicht gelten dürfte. Nach- dem die Genesis des Stückes eine solche Verwechselung von Tragik und Lyrik darbot, mußte die Motivierung des Ganzen dem Dichter unendliche Schwierigkeiten bereiten. Nun war seine Technik der Aufgabe nicht gewachsen und vom Gymnasiasten ließ sich nicht er- warten, daß er sich an so gefährlichen Klippen hin- durchzusteuern wüßte. Was Wunder, daß Wilhelm die klaffenden Lücken durch Reminiszenzen x) ausfüllte, und, belesen wie er war, zu Shakespeares, Goethes, Schillers Werken griff? Nicht etwa, als ob er absichtlich die fremden Vorbilder benutzte, sondern die Überfülle frischer Erinnerungen bringt ihn um die Geistesfreiheit, die zur wahren Originalität gehört. Er mag sich noch so leidenschaftlich hineinreden , die jüngst erlernten Rollen wollen ihm nicht aus dem Sinn und hemmen seine Erfindungskraft.
Damit ist nicht gemeint, daß man dem Drama Waiblingers ohne weiteres jede Originalität ab- sprechen müsse. Namentlich vermag ich nicht Freys Urteil beizustimmen, wenn er kurzweg behauptet, „das Werk bestehe, sowohl was die Situationen als die Personen betrifft, durchaus aus Reminiszenzen". Daß die Be- gegnungsscene in der Kirche zu Neapel „aus der Emilia Galotti ganz herübergenommen sei", will mir auch gar nicht einleuchten. Zwar läßt sich hier eine Vergleichung leicht anstellen. Darüber soll man aber nicht vergessen , daß Lessings und Waiblingers Stimmung voneinander grundverschieden sind, man
') Vgl. meine französische Einleitung zu Waiblingers Drama: XII. Kap. S. CXLVI ff.
müßte denn in beiden Scenen nur das Äußere berück- sichtigen. Dann wäre man aber ebenso dazu berech- tigt, die erste Scene in Wagners Meistersingern als eine der Emilia Galotti entlehnte zu betrachten! Wer möchte überhaupt eine in der Literaturgeschichte so häufig wiederkehrende Episode wie die Begegnung zweier Liebenden in einer Kirche als eine charakteristische gelten lassen ? Hier fragt sich nur, ob Waiblingers Stimmung an sich originellen poetischen Wert besitzt? Und diese Frage muß man, dünkt mich, bei genauerer Prüfung entschieden bejahen.
Schwerlich ließe sich im vorliegenden Drama, ja vielleicht in den sonstigen Schriften des Dichters, ein schöneres Stück aufweisen als Fernandos Schilderung von der Kathedrale zu Neapel. Mit welchem Kunst- sinn beschreibt er der Marmorsäulen gewaltige Kapitale und das prächtige Gewölbe, wie weiß er dem ahnungs- vollen Klang der Glocken, dem wundervollen Chor der Orgeltöne ihre tröstenden Geheimnisse abzulauschen ! Mit Maleraugen stellt er den zum Himmel ver- schwimmenden Hochaltar dar und die vom Morgenrot umglänzte Gestalt der Geliebten :
llnb in bem 9(ugenblicf — bie SRorgenfonne SSarf burdi bie bunt bemalten ftenfterfdjeiben ©in glüJjenb £iod)rot auf tljr ?tngeficfjt — 3>n biefem 9lugenblicf fcfjaut fte empor, Hub blicft mid) mit ben grofjen Slugen an, SDafe mir'§ burd) aße meine ©lieber fdjauert, SBie hiebet lag§ t>or meinem s-8licf — bod) fte ©d)aut auf ^um £rimmel, unb ein ©eufjer ftieg Qfjr unnriüfütlid) au§ bewegtem §erjen —
Man gestatte mir noch die schöne klassische Ein- falt folgender Verse hervorzuheben :
3)a§ 2lmt mar au§ — ber ^riefter gab ben Segen . . .
Sie betete nocfj iftren JRofenfranj,
Unb bann erfjob fie fict), unb liefj baZ ?luge
9?od) einmal auf mir rurjn —
Waiblinger nimmt nicht damit vorlieb zu be- schreiben, zu erzählen, er sieht und läßt sehen
Nicht Lessings, wohl aber Wackenroders und Harden- bergs werden wir bei solcher Stimmung eingedenk.
Hier wird das Gebet von der Liebe durchglüht, die Liebe vom Gebet durchgeistigt. Statt dem Geliebten das Heil der Seele zu entküssen, hilft ihm Florine zum Himmel hinan und leuchtet ihm auf dem Wege zum Paradiese vor. Gottesanbetung quillt aus verklärter Liebessehnsucht und verklärter Liebesgenuß wird zur Seligkeit. „Die christliche Religion", heißt es im Tage- buch, „ist die eigentliche Religion der "Wollust. Je sündiger sich der Mensch fühlt, desto christlicher ist er. Unbedingte Vereinigung mit der Gottheit ist der Zweck der Sünde und Liebe." Eben diese Religions- anschauung spiegelt sich in Waiblingers Drama ab. Zwar tun solche Abschweifungen ihm Abbruch und machen es durchaus bühnenunfähig. Dadurch aber gewinnt das Werk an lyrischer Schönheit, was es an dramatischem Interesse einbüßt.
Was mir also dieses Jugend drama zu charakte- risieren scheint, ist die eigenartige Aufrichtig- keit, mit der sich der junge Waiblinger in die roman- tische Mystik hineinfühlt. Während die anderen Dichter des Stuttgarter Kreises die Romantik mehr von der technischen intellektuellen Seite auffassen, trachtet Waiblinger mit maßloser Leidenschaft danach, romantisch zu leben und das romantische Sehnsuchts- ideal zu verwh'klichen, zu verkörpern. So hat er in seinem Drama den Kampf zwischen Haß und Liebe romantisch erlebt, dargestellt und gelöst. Mit der Zeit kam der Dichter um manche Hoffnung und wurde von seinen Erlebnissen nüchterner gestimmt. Fernando suchte die Lösung des ewigen Zwiespalts im Paradies, der Dichter des „Kirchhofs" im ewigen Schlaf:
®ie mxit) tft \vof)l bci§ 93efte
S8on allem ©lud ber SBelt,
SJiit jebem SSiegenfefte
SSirb neue Suft tiergäHt,
S)ie 9?ofe iuelft in ©djauern,
Sie un§ ber ^rüfjttng gibt,
SBev fjafet, ifi ju bebauern,
Unb mtf)x nod) fnft, wer liebt ...
Andrß Fauconnet.
£tet>e tmb 9><x$
$rauerfpiel in fünf ^luf^ügen
»Ott
2ßin>elm SöaiWinger
© onnet
Don
It^anb*)
80 mufc benn ftet§ ba§ £)errlid)e bergefyert, J8om ©türm ber geiten fred) Innroeggerafft? (So !anrt ba£> (Sble bauernb nie befielen 2)er Stob berbirbt, roa3 fdjön ba§ Seben fdjafft.
9Iud) bu nid)t metjr! — $ab,r roorjU $n Jpitnmelf)öf>eti Sebt frei bein ©eift; frei bort be§ §?öxpex§ Jpaft 2Birb bort ber 2)id)tfurtft 5ttrjem bid) umroel)en, S)a3 §er§ berfötmen, läutern beine Sfraft.
9?ie bin id) bir begegnet l)ier im Sebert,
©ern t)ätt' id) bir at§ $reunb gereid)t bie Jpanb
Qd) roeifj geroifs., roir fyätten un£ erfartnt.
©rmutfjigt fyätte mid) bein füf)nes> (Streben, ©eftärft bein Sftut, bem §öd)ften gugeroanbt ajiit bir gu roonbeln nad) ber 2)id)tfunft £anb.
*) Über die Autorschaft dieses Sonetts s. Textkr. Anh.
1*
Sßerftmen.
Giraf (Snrico Beutibelli. 9J?ard)efe Süeranbro Garacci. gemanbo, $rin§ bon SDcontalto. Sujio, fein greunb. glorine, 2od)ter bei ©rafcu. Qulte, itjre ©efellfdiafterin. SSianfa, Sujioä (beliebte, ©ioüannetto, gernanboS 93ebienter. Sanboneüa, Kreatur t£aracci§. 9Jcanbola bon ©orrento, ein üanbmaun. ^ßietro, ©efängniSroärter. ©ed)3 gebungene SRörber. ©in Wttti).
Bebiente gernanbog, bei ©rafen unb bei 9)?ard)efe 9?obiü üon Neapel, Bauern unb Bäuerinnen.
drfier 5lufsug.
(Srfte (Scene
(®aftf)of.) SOlanboIa üon ©otrertto unb ©tobartnetto, ber 3Birt().
SSirtf).
grjr fommt bort «Saterno, Sanbämawt?
ÜDUnbota.
©erabenroeg§ unb gef)e über (Sabua, ba$ idj'3 (Surf) redjt fage, nadj ©acta. 9Iber [traf mirf) ©ott §err SBirtr), bo§ Reifen ift roa§ berfludjte§. %afob jagte mein SBeib, bleibe
ögn <pau§ fdjreirV lieber einen 33rief, $afob unb fejj' ir)n gut auf, aber — fagt' irf), 2ßeib fagt' id), irf) get)e fort, unb — r)ab' irf) norf) bagu gefe|t — unb fottt' id) in§ unterfte ^eHertod) in ©aeta Irierfjen muffen: r)a! t)a! t)a! ba§ marf)t mirf) ladjen! Unb foltf irf) in3 unterfte SMter*
lolorfj in ©aeta frieden muffen.
©iobannetto.
2Rit «ertaub — $jr get)t toof)l ©efdjäfte tjatber narf) ©aeta? Stürbet ben langen SBeg fonft nirf)t perfönüd) marf)en?
ÜJKanboIa.
©efdjäfte tjatber, fag' irf) eudj! 3)a§ ift eine gang richtige Sßemerfung: $jrf) fagte gu meinem SBeib: SSeib! fagt' irf) —
6 2BiH)eIm SScubUngev, Siebe unb §afj. [i 1
Jjot mid) bief3 unb ba§> — ber ©algenfd)tenget bon SSettet giebt eud) bo§ 3)ing nid)t rau§. §a! |>a! ®er ©algen* fd)tengel bon fetter!
SBixtr).
betrifft rooty eine ©rbfdjaft, $reunb?
Üüftanbota.
@o etroaS, jag' id). 9ftid)el, beinern 23ruber, ift er bor 5 ^afyren, s warte bod) —nein, bor 5 $at)ren unb ein fyatbeS baju — madjt fed)3tf)alb — benn mein @d)roäb,er ift fejjt gerabe bi§ näd)ften Wonat — nein bod) — bu liebe $eit — fel)t, roie bie Qa^re berfüegen, in biefem äftonat fd)on, am ©übe befjetben roirbS 5 ^afyre auf ben Sag fjin, bafc mein ©djroäfyer geftorbemo ift — ©ott f)ab ifjn felig, er roar ein braber 2flann, nur ein wenig §u rafd), unb ber erlebt e3 nimmer, baf3 ÜUftdjet, meinet SeibeS SSruber, eine Summe bon 200 ßedjinen an ben Sßetter -m forbern rjatte.. unb friegt e§ bod) nidjt. gefct roilt idj'S einforbern, unb fdjlag mid) ber 23% id) 15 gel)' nid)t teer tjeim — ber ®ujon, ber ©algenfdjleuget, ber Sagbiet».
©iobannetto.
9Jkin guter ftreunb! S)ie §anb auf's §erj — fjabt il)r offenftbe gefjanbett ober er?
äftanbola.
Dbcnfibe, SSetter ! tua§ obcnfibe? roaS Weift id), wa§ 20 obefibe t>eif$t! $ftz wollt mid) fobbcu, SSettex, it)r wollt mid) für'n Darren I)aben? Qd) bin fyi&ig, greunb, bafj ifyr'S wifct, id) bin r)U)ig.
©iobannetto.
<pa! £a! |>a! it)r fet)b lein ©clefjrtcr nid)t, if»r ! dagegen id), fret)tid) id), je^t in 3)ienften beS grinsen $ernanbo25
i i] Sßilfjelm SBaibUnger, Siebe unb §afj. 7
bon ÜJKontatto! tcf» war groet) faecufa — jebe§ bon biet ^aljren — pott) faecuta — roar id) in 9?om at3 (Sicerone — gieng au§ unb ein, erften3 im StRufeo (Sabitolino, groetyreng im ÜJJhifeo $io ©tementino, fünften^ in ber $8itla Subobifi,
5 brittert§ unb fe|ten3 in ber SSilla Söorgtjefe, unb auf ©f)re — fonft nod) in un^äpgen Eitlen unb ^ataften — %iet)= tief) — rjm tun! So amufiert' — id) mid) in eleganter ©efellfdjaft — Samen männtidjen unb roeiblidjen ©e* fd)ted)t§, (Sfjabeauj — lebige unb bertjeuratrjete 9ftäbd)en —
io Slffembteen fammt ®utfd)en unb hoffen, bran an jeber ^utfdjentfrttre groetj ^ßagen Giengen, bie galanten ©nglänber t)ätten'3 faft an bie SRodfnöpfe gerjängt. —
ättanbota.
ftljr fetjb ein bortrefflidjer ÜUtann — tuafjrlid) — ein bor* trefftidjer Wann, freut mid) — eud) fennen ftu lernen.
i5 Qab' id)'3 nidjt gejagt? Söte id) nod) §u £>au§ roar, unb roar nod) gu §au§, fagt id) §u meinem SBeib: Sßeib — fagt id) — ba% Reifen mad)t gelehrte SMnner, fagt' id) — £a! £a! Sa3 Reifen mad)t gelehrte Männer, fagt' id)! fgab'Z unterroegg erfahren. — Stile SSetter — ba§ mar
20 eine folgeret) —
©iobannetto.
SBitf eud), fbredjt, eine folgeret) — auf eurem 28ege? ®aum waren roir tjeut angelommen bon 5Rom, fo ritt mein §err nad) ©orrento gu frieren.
2ttanbota.
$a auf meinem SBege bon ©orrento, 25®aum eine SBiertetftunbe bon ber ©tabt, Sa fat) id), ftraf mid) ©ott, betj groangig Leiter.
©iobannetto. ^toanäig Leiter, äroan^ig Leiter! fettige Farial
8 28itf)elm SBaiblinger, Siebe unb £>afj. [i i
ÜUcanbola.
3>e§ £eufet3 bin id), finb'3 nid^t roenigften§ S3et) itjrer äroan§ig, ober bret)^ig, ober biergig. Stuf ifjren blauten Reimen flatterten üotjlfcfiroarge geberbüfdje faft bei) allen.
©iobannetto. Äot)Ienfd)h)arje geberbüfdjel faft berj alten!
SJcanbota.
%d) flieg fo in ©ebanfen einen 2lbt)ang
hinauf, unb feudjt' in müheöottem Steigen.
$e§ S3erge§ bilden roar mit Satbgebüfd)
Unb ftarten Ulmenbäumen ring§ beroadijfen.
@3 mar fdjon bunfel unb ein fd)arfer Sinb i
©trid) ^feifenb burd)'§ ©ebtätter t)or)cr Sibfet,
Unb jagt am §immet regenfdjtuang're Wolfen
$n fdjtüargem ©rau unb roed)fetnber ©eftalt.
Unb roie id) nun bie ©teige fo mit Sttübe
.•pinan mid) r)ob, unb über eine lange 1
3Ktt SBufdjroerf um unb um begrän§tc ©trafcc,
ftm Siebet bämmernb, frct)cu 23(id getuann,
Sa t)örtr id) fnnter mir ein tautet Etappen
SBte £mfenfd)lag, unb immer nät)er fam'3.
3$ fprang, fo gut id) fonnte, feitabroärtö, 2
Wid) forgfam bergenb in bie bunfle Salbung,
Unb fonnte biete Scanner unterfdjeiben,
Sie im ©atopp auf pfei(gcfd)ft>inben SRofjcn,
Sen SBeg einher burd) %lad)t unb Sunfet brauften.
ÜDJid) Firmen fafjte gan^ gcioalt'ge 51ngft. 2
Senn einen fdjmaten ^Pfab, ber au§ bes> $orft'3
9?ad)tüollem Sicfidjt auf bie ©trafje lief,
<5ab,' id) äroet) anbre Männer fturmfdjnett rennen —
©iobannetto. Sie faljen [ie au3 bie SDJänner? D nur biefe!
i ij SBilfjelm SBaibltnger, Siebe unb £mfj.
Sftanbola.
©o biet idj in ber Dämmerung bemerfte, SBar einer ofjne §etm, h)ie ifjr gefagt, £>er onbere trug ein fleineS äftänteldjen.
©ioöannetto.
($3 ift mein §err, o fancta mater 52)afj ©ott erbarme! fct)ü^e irm!
Sttanbola.
£>er ot)ne §elm, rafcf), roie ein junger Teufel, ©erabe auf ben erften beften gu, ®em, roie mir'3 fcfjien, bie anbern Wiener maren, £inab mit itjm, ba lag er auf bem SBoben.
©iobannetto. 109flein §err, mein armer §err! —
äftanbota.
S)er anbere, ebenfalls ein ftinfer $ert, ©ibt einem 9ütter3mann ein'3 an bie §aube, S)er ben ©efallnen tt)ättg faulen toottte, Unb patfcfj! fo füftt er ebenfalls ben S3oben.
SBirtt). 15 Unb roa3 gefdjaf), fie unterlagen?
Sftanbota.
•Kein tttar)rtid)! fo getenfig fat) icf) nie "Sie Männer fid) bei Ükuferetj gebäfjrben. SDie beiben tagen brunten, mie ber 931itj 2Sar tuieberum ba% Üüttetyaar üerfdjtDunben.
10 2Büf)elm SBaiblinger, Siebe nnb £>afe. [i i
©iobannetto. ge£t roirb mir roieber leid)t! ©ottlob!
Sflanbola.
Man t)ob fie ioieberum ju Sßferb, bodj muffen
Sie berjbe nid)t gar fanft gefallen fein,
@ie ftiegen nid)t fo tjaftig mefyr rjinauf,
9113 fie bon irjrer §öb/ herunterflogen,
(Sie ritten langfam roieberum §urücf.
Qd) fprang fjeraug au§ meiner toilben £)etfc,
Unb tarn in bürgern gtüdlid) nad) Neapel.
©iobannetto. 9tber, fagt bod) — roo tarnen benn bie ätoerj Männer f)in?
9Kanbofa.
SBie id) eud) borfjin fagte, fagt id): roar roieberum baSio 9ütterbaar berfdjrounben. Unb rueiter fagt' id) nidjt. Sßifjt if)r roarum? SBcil id) nid)t roeiter roeifc. §at)af)a! £arum fag' id) eud) nid)t roeiter, roeil id) nidjt roeiter roeifs — 2£e(d) ein tomifd)er Sinfall baZ ift, roeil id) nid)t toeiter roeijV ©ute 9?ad)t! -fterjmte nid)t übel, ba$ id) 15 eud) nidjt ferner ©efellfdjaft leifte. ©ute %lad)t ! borgen früf) gebent' id) oor £age3anbrudj roieber abgreifen : bitt' eud) barum, £>err Sßirtr), fafjt mid) meden — £>abt itjr'iS gehört, £>err 2Birtl)!
SBirtt).
Söeforgt nid)t£, Sanb3mann ! ©et) ! ßeudjte 2obi. Sdjtaft 2 rooljt, £anb§mann, ifjr roerbet roof)! mübe fein, ljabt ben SSeg bod) gu §ufj gemad)t?
•JRanbola.
^a, §err Söirtt) ! er mufc roiffen, baft id) fo eine Heine §u^reife fetten gu ^ferbe mad)e. ©ute 9?adjt! £>ar)alja.
1 1] SBil^elm SBoiblinger, Siebe unb §ofj. 11
®arum fag' idj eudj nid)t toeiter, tücit id) nid)t heiter
tx»eiB- — ©in fdmurriger ©ebanfe! §ar)a! ©ute 9?ad)t —
(gef)t ob.)
©iobannetto.
Rottet SSetter bereit, §err SCßirtt), e§ fommen tjeute nod) 2 ©äfte —
(®et Söirtt) gefjt ob. ©tob. unruhig im Bimset auf unb obgefjenb, fidE) bie Slugen reibenb unb enbüd) on3 genfter tretenb)
6 ©tocffinftre Sßadjt, lein ©temfein fef/ id) glänzen
51m fd)roar§cn, motfenüberfjangnen £>immet;
üftur bann unb mann ftimmt nod) ein mattet Sidjt
®urd)3 mitternädjt'ge ©unfet in ber ©tabt.
SBie laut ber Söinb pfeift, an ben $enfterfd)eiben io $8orübergef)enb flirrt, unb mädjtig rafdjetnb
£>er 93äume Sßtätter, 8*^9 uno $ft erfd)üttert!
S)a§ mufj mir ein befjergter Sßanb'rer ferjn,
3)er fidj in biefer -ftadjt in§ $reie roagt.
2öie! fällte nid)t auf bie 23lätter troüfenroeife löSSom ^imrnel fdjon f)erab — bu liebe $eit!
@3 regnet roafjrlicr) fd)on au§ botten Gräften,
2Bie roirb e§ meinem armen §errn ergeben?
SBär' er bod) meinem Üfatfje nur gefolgt,
(Sr f)ätte jejt ein fid)re§ 2)adj, unb bürfte 20 9?td£)t fo bon oben auf fid) [türmen laffen.
Sßenn er bod) nur einmal bie Lauferei) en,
2)ie abenteuerlichen 9fttterfaf)rten
Unb all' ha§ tnilbe, rafd)e £r)un berliefje!
2)a§ getjt geroife nid)t ot)ne Unglücf au§. 25^)od) fd)aut! §err Sßirtr)! ift ba§> nid)t eine %aM?
3ur Sinfen bort! 2>ie Samjpen brennen ftäter!
Söie'g flattert! ^egt tft'3 roeg, ber tjotje S3au
SSerbelt e§, fegt bie 9Jiauer — eine $afef!
©ort flammt fie roieber burd) ba§ ^öaumgegroeige, 30 Q roei)! erlofdjen ift fie! S>er berftudjte 28inb!
12 SBüljelm 28aibüngev, Siebe unb £>aJ3. [i 2
©todfinfter roieber! £>ord)t, ob leine ©timme $n unfre £)t)ren fommt! ©ie finb£! ©ie finb§! SWein £>err ijir% Sugio t)ör' idj fluten! ©ie finb im §aufe. Saufet, leuchtet, SBirtlj! £id)t! SidE)t! $a finb fie. —
Qiuefcjter Auftritt.
gernanbo, Sugio (treten fjefttg herein, gong nafj).
Su§io.
gejt regn' unb ftürm' e§ fort in§ Seufetö Tanten!
Safe bod) ber Jpimmel jeben ©djabernad
3u nid)t§ §u mad)en fid) fo miliig finbet!
Srotj muffe man itjm bieten, fagt' id) bir,
3)e§ ®oüfe§ 33raufen folgen, nidjt be§ §immetö — ]0
2Ber roottte lange nad) ben Sollen guden,
2öenn er ein ^ugenbfpäfjdjen madjen roottte!
3>a§ ift fo beine $rt, bu £atggefid)t,
Sd)lugft bu nid)t ©ott unb tarnen in bie ©djan^e.
Unb gitterft, ©d)road)toüf, roenn bie Sßinbe toben? w
$fut), fd)äme bid), bu feige, roeib'fd)e üDcemme?
2)a fifc'ft bu roieber, fiüfceji bcinen ®opf
5tuf beinen 9trm unb roagft lein Bort §u fpredjen —
©prid) ober fyole bid) —
f^ernanbo. 3Jcein lieber fjfteunb, 20
(Sin jeber folgt be§ ^erjen^ inner'm ®rang, Unb richtet fid) nid)t nad) be§ anbern 2öeife. ©0 gönne mir aud) meine $rt %u fein. 3)u btidft nid)t in bie Bulunft, rufeft nid)t 3urüd bie SSilber längft entfd)tounb'ner Sage; 25
$>u lebeft in bem ©egenroärt'gen nur
1 2] SBiltjelm SSaibllngev, Siebe unb 4>aJ3. 13
Unb pflegft ba3 näd)fte Söefte fdEjnelt gu fjafdjen. gdj fann ben leidsten, frifdjen @inn ntd)t fjaben, £>enn eine arjmmgSüotte gufunft fci)Hngt SO^tt ber SBergangent)eit fid) ftetg -mfammen. 5$d) fef»e nidjt§ fid) neben mir gestalten, 9?id)t§ fid) ereignen, ofjne bcifa mein ©eift 9?ad) feinem äßefen, feinen folgen ftoäfyte, Unb irgenb einen möglichen S3egng SIuf§ eigne @et)n nnb SSirfen brinn geroafyrte.
Sugio.
10 Unb mal geroinnft bu mit bem foulen SBrüten? SBergättft bu bir nid)t fetbft bte fdjbne $eit ÜUät beinern ©innem, beinen ©rubelet) eu?
gernanbo.
3)u mußteft lange bid) gebutben, 3ttter?
©iobannetto.
D ba§ toeife ©ort im |)immet, lieber §err, i5$f)r fetjb fa roieber ba unb unberle|t; Unb weiter braud)' id) nid)t§ §u meinem Srofte.
£u§io.
®n§ roor ein Söagftüd, bo§ roar ein ©traujä; @3 roor ein reidjer bitter, ben mir nieberroarfen, ©djon etroa§ alt, bod) fräftig, roie ein Söroe. 2o3ßa3 in§ bret) SeufeBnamen t)ot bir bod) ©o mörberifd) bie ©alte aufgejagt? üftodj eben faftt if)r friebtid) an ber Safel — $dj lief t)inau§ unb rote id) mieberlam, SBart ifyr mit blanfen SDkffern aneinanber.
^ernanbo.
25 ftd) fragt' it)n ettoag friebtid) unb befdjeiben, ©r gab mir feine 9lntroort; nur berädjttid) Sßinft er mit feinem $oüfe, ba entgtütjt' id)
14 SSifljelm SBd&Unger, Siebe unb §afe. ti 2
Qu 3orn unb Butt), unb aU id) furj borauf
9Jät einem anbern Borte roed)feln rooltte,
©ab, er ben bitter an, ber fbrüfyte ^unfen
2lu§ feinem 5(uge — ftanb bom ©effet auf,
Unb fdjrie: £>inroeg bon unfrer £afe(, tnabe! 5
Sa fufyr e§ mir tute Rammen ins ©efid)t,
Saft id) mir meiner nidjt mefjr mäd)tig roarb.
Qd) griff nad) einem Sföeffer, auf it)n Io3 —
Sei ©ott! — id) fjätt' ifm burd) unb burd) geftoffen,
Söenn beine §anb mir'3 nid)t cntlounben fyätte. 10
ßugio.
Tod) toüfüfjn tuar'», bu ricfft — id) tuiU bid) treffen,
Unb jogjl mid) fdjnaubenb ju ber Sf)ür f)inau§ —
Stuf'S ^ßferb — unb nun im Balbe fagtcft bu
9)Jir erft, er fomme mit ben Seifigen
$n einer ©tunbe ba borbcbge^ogen. 15
©§ maren ifyrer gefm bi3 groölfe.
^fernanbo.
Unb mär' e§ eine üMtüon getuefen,
Nad) 9?ad)e fdjrie mein focfyenb SSlut — ba gab'§
9?id)t3 ^u befinnen — Bie er fam unb nieber
3u Sßoben jählings bon bem fRofse ftürgte, 20
Sa roarb'3 mir fürjt unb t% erlofd) bie flamme,
3a — roie fid) ba§ SSifier im goK berfd)ob,
Unb id) bie toürbebollen 3üge faf),
9?ur frambffyaft nulb bon ©djmerg unb Butt) ber^errt,
Sa — reut eg mid) — id) gab bem 9foff bie ©boren, 25
Unb ftot) —
Su^io.
Sa§ Soüfte bet) bem 2tbentb,euer
3ft, ba^ bie Seifigen, roie leblos fid)
$n it)rer gugemefmen Drbnung fyietten,
$3i§ auf ben einen, ber mir'3 bitten mufjte. 30
1 2] SBüfjelm SSaibltnger, Siebe unb §nfe- 15
^ernanbo.
SCRir ift e3 fdjtuer unb bong um biefe $aljrt, $dj aljne nidjt Diel @ute§ bon -fteabet.
(SHobannetto.
D roürb'3 eud) einmal ftar unb tjelle, ^ßring;
D mürbet itjrg erlennen, meldjer 5lbgrunb sSßon Ungtüd unb ©efafjren eud) umgiebt.
SBärt itjr gu 9?om geblieben, beffer roär'3,
3r)r märet nad) -fteabet nie gebogen.
Sßarum rooflt it)r gu eurem geitbertreib
©in fo gefätjrlid) — böfe§ ©biet eud) mäl)ten? io®ie ^ugenb ntödjt' ir)r ja bertoben laffen,
üftur bring' c§ eud) unb anbern leinen @d)oben.
$dj f)ab'3 in alten ©tjronifen gelefen,
2)er milbe £ro| erfährt ein batb'ge3 (Snbe,
©täubt mir, id) bin ein alter, grauer 9JJann, 15 Unb in bem Seben mer)t al§ it)r bemanbert,
©laubt mir, id) bitt' eud) auf ben ftnien. —
£ugio.
Strolt bid), bu alter ©raufobf, ba$ fefjtt nod),
2>a3 arme <Sd)bjinbelföbfd)en gu bermirren!
$n euren tenbenfd)rüad)en ^al)ren brennt 2o$ein ^ugenbfeuer in ben Serben metjr;
S)en ©nabenftof3 tjat eure Straft erhalten.
2>u lafjmer Sötbel, ridjteft bu gefd)tt>inb
3)ie frummen 23eine tuieber auf bom S3oben!
2)er Seufel l)ol mid) — fd)lag id) bir fie nid)t 25 9?od) einmal gang entgmet).
gernanbo.
©tili, Sugio! SÖttfibeute nicrjt fein mof)tgemeinte§ SBort, $erf)ärte bid) nid)t gegen jebe Regung 5)e§ reinen, guten unberborb'nen §ergen§
Literaturdenkraale 148. 2
16 SBUfjelm SSoiblinger, Siebe unb ^afj. p 2
©et) rufyig — gib bid) nur aufrieben, Filter!
SBetmtfamieit mit Sapferfeit gepaart
Vermag lein Unftern p betuättigen.
2Bir finb an rafd)e Stjätigleit geroörjnt,
Unb fd)toer, unmögtid) roär' e§ un§ §u rutjen. 5
2)a§ Seben in ber roedjfelnften ©eftatt,
äftit alten feinen färben, feinen Silbern,
Sßir taffen e§ nid)t ftilt borüberfd)roeben,
Unb nehmen nid)t genügfam, roa§ e§ gibt.
©etbft greifen roir m§ bunfeie ©eroebe, 10
Söerocgen un§ im bunten £>urd)einanber,
Unb fdjatten briun unb matten, baf; bie SJccnge
Xie fd)inad)e Straft ber unfern tmtb'gen läfjt.
Su^io.
Unb gittern jebe (Stunbc, bafs man un§
Ergreift, in fcrjroarjcu, morfd)en $erferlöd)ern 15
©leid) ftcttcutmnbcu an bie Sßanb §u fdjmicben,
93el) febem 93robfd)nitt, jebem ©tä§d)en Söaffer,
3>a§ roir ermatten, mit bem garten Giemen
3)cn rounben bilden frifd) un§ auf5Utüüt)tcu.
^egt aber gebt bem ^taubem gute 9?ad)t 20
£d) geb' fie eud). Sängft ift e§ ©djtafen^eit.
©ioöannetto.
D frcijlid), lieber £err, btö nenn' id) gut,
Qt)r tjabt ben 9?aget auf ben Äopf getroffen,
SBte bie 33emcrfung bod) fo bünbig ift,
^ibelicet ber ^tuäfprud): ©d)lafen£>5eit. «
2BiU feinen ©cubi roertt) fein, ift'3 nid)t roat)r —
Sßeld) ein burd)tricbneö SSort ba§: ©djtafen^cit,
Sie id) nod) Cicerone —
Sujio.
©ctjroeige ftül, Unb fdjtafe meinetrocgen in ber §ölle, 30
£u abertoitnger, gefdjtüiuVger 23urfd)!
i sj SBil^cIm SBdblincjer, Siebe unb fmjj. 17
^ernanbo.
$a lafjt uns» fdjlafen germ unb morgen SBefudjen roir bie $reunbe ju üfteabel. (alle ab).
dritter auftritt.
(gimmer im ^alaft bei ©tafen (Snrtco SSentibetti.) Biotine, Suite.
glorine.
($3 tft fd)on fbät, ba§ ^oc^amt roäljrte lang,
9Jär ift fo feltfam — rounberbar §u aftutfj, sSöär' irf) §ur -JReffe lieber nid)t gegangen,
D ©ott — er fdjroebt mir bor bem ©tnne — ^utdjeu,
&af$ id) ben £>anbfdmfj falten lieft! roie er
©ict) nieberbüdte, fdmeil bann aufgerid)tet
£n feiner $ugenbfd)öne bor mir ftanb, 10 Unb mit befdjeibnen Sorten mir irm reichte —
$d) muftte gittern —
3ulie.
©ine glüt)enbe 9Rött)e S)urd)ftammte blö|tid) euer $ngefid)t.
glorine.
S)od) faf/ er' 3 nid)t? fbrid) — id) fdjämte mid), löäßenn mid) ein Sftann bor fid) erröten fäfje — ©o roie ber Sttonb ein btaffe§ SBotfenbitb $m 5lngefid)t ber golb'nen ©onne fterjt, ©o ftet)t ba§ ättäbdjen furdjtfam bor bem Spanne.
^ulie.
3d) roeijj nidjt, Kräutern, ob er'3 aud) bemerlte 20 S4 t)örte nur auf iene füfjen SBorte, S)te er mit rjolber ©timme gu eud) fbrad).
18 SSilfjelm SBoiblinger, Siebe unb ^mfe. [i 3
^torine.
@r fjattc fo biet Slnftanb unb ©efübj — Unb roeldje 9lrtigfeit in bem betragen ! ^d) fab/3 nod) nie fo beb, ben anbern Scannern.
Suite.
2)ie ©lutt) bet Siebe fbradj au3 feinen Bügen. sJ?od) eh/ ba3 2önt §u @nbe gieng, bemerft' id/3. @r feufjte mandjmat tief, aB roenn e§ ifym Um§ £>er§ fo eng unb bange märe, bann ©ab/ id) bie flamme neu im 5Iuge ftrafjten.
^-torine.
Bie id) ba§ 9wge feitmärt§ §u ber ©äute manbte, 2In ber er ftanb, ba traf id) feinen 23tid. Stfein gan§e3 3nnere luarö im ©runb erfd)üttert, D ^ulie, f°ld) wu ^luge fafy id) n^e — Söeifjt bu benn feinen tarnen nid)t?
Sutie.
9?ein, Fräulein, £od) nne id/£ aus bem ftufeern fdjtieften fonnte, 2Bar er geroi^ ein ebter, reidjer bitter.
$torine.
33ielleicC)t ift er ein grembung in ber ©tabt!
Sulic.
£a3 mag mof)l fein, id) fab, t$n nie — ifjr l)abt Öcnnf; nid)t biet gebetet. —
^torine.
gutte, ja,
2>ir barf id/3 offen, frei) geftefyn, id) fonnte, 3d) mu|te beten, benn mein ^nnre§ mar ©0 angefüllt mit Seben unb Gmbfinbung, ^afs id), bem namenlofen orange fotgenb,
i s] SÖÜljelm 2Batbfinßer, Siebe unb $m&. 19
üöttd) bebenb an bie ©ottljeit rid)ten mufjte.
3u roertf)to3 bäumte mir ba§ 3ttenfd)lid)e,
(£in fofdj (35efüt)l muft auf gum £>immet flammen.
D ©ott! bergieb ber ©ünberinn, rote falt, 63Sie feid)t roar fonft mein feurigfte§ ©ebet!
$d) arme§ 9#äbd)en fonnte nid)t ber ©ottfyeit
Unenbüd) — reiche ©egengfüüe faffen.
Qd) fürjlte feine Regung, bie mid) füt)n
Hflit götttid^fyorjer Straft gum §immüfd)en, 10 $u meiner ©eifter treiben aufgeftfjroungen,
£) ^ulie, 3uue, toie me^n §er3 mte ft°bft,
<3o bolt, fo mädjtig fjat es> nie gefd)tagen.
Suite.
^d) fann§ nid)t benfen, %tcadem, roie'3 eud) ift, Unb bod), id) mein', icrj muffe mit eud) fügten.
gtorine.
löJRir grauet tjalb bor bem ©ebanfen ßufuttft!
ÜDton Söufen Hobft fo ängftlid) unb bod) ift
^n feinen Räumen regung§tofe Seere.
3?ur mandjmat ift'3 mir roieber fya\b beroufst,
Qdj fetjne mid) nad) ettoaS Unbefanntem, 20 Unb bann, o |)immet, regt mein S31ut fid) fd)nell,
$dj füf)le mid) in£> SBeite fortgeriffen;
S)od) balb berfdjroinbet meinem 93Iid bie SSelt,
®ie Saute, bie mid) angetodt, berftingen,
$d) !eb,re fd)roinbeInb roieberum gurüd, 25 Unb roeine, bafc ber b/immUfd)=füf3e Sraum
SJiit feinen ©aufelbübern mid) berlaffen.
D $utd)en, etroa§ @d)öne§ muf? e§ fein,
S)a§ Unbelannte —
Sutie.
©ud)t (Srt)olung, gräutein, 30 Unb mitben SBalfam füf)lt ifjr im ©emütr). Qtjr fet)b fo traurig biefe Sage tjer
20 SBüfjelm SBaiblingev, Siebe unb §afj. i 3
gtieljt jegtid)e ©efeltfdjaft, wenn if)r nur
2>e3 bumbfen oranges end) entfdjtagen formtet!
Sflit tl)ut e§ mef), mein liebet ^räulein, tief
£at'3 mid) in meinem muntern ©inn gefränft,
3)af3 it)r fo übel aufnimmt meine <3d)er§e.
3^r lafft mid) nur fo beuttid) merfen, ja
Qrjr liebt mid) nid)t mef)r, roie ifjr einft mid) liebtet.
gtorine.
Vergib bergib mir, roenn idj, trüb unb traurig, nid)t
3>ie ©tunben munter mel)r mit bir oerfd^rge,
3d) liebe bid) \a immer nod) mie fonft.
D biefe eroig bumbfc Sraurigfeit
ßroar trübt fie mir bie flare ^reubenquetle,
^d) mifd)e fie mit £f)räncn, bod) bie Trauer
3ft mir mie £id)t unb £uft gum Seben nötf)ig.
Vergib mir, gute§ 3u^en-
$ulie.
Siebet ^räulein, SBenn il)r in biefem Jone mit mir fbredjt, ©o muf3 id) meinen.
$torine.
©ute§, gute§ tinb! 2)er SSater, bünft mid), fommt in biefen Sagen, ,
©r bleibe, fdjrieb' er, nidjt ben ganzen Sommer 9luf unfrer SSüla.
3ulie.
Mm' er fyeute nod)! 2)af3 nur ber 9JJarqui§ uid)t mel)r fo allein 8m §aufe l)errfd)te! 3ft e§ nidjt, atö ob 3>er ©raf ifjn eud) jur 21uffid)t übergeben?
1 4] 2öif£)elm SSatbltnger, Siebe unb §afj. 21
£rtorine.
$a mid) beleibigt'3 tief — ber SSatex ift
Sftidjt mefjr ber gute, — tiebebolte SSater,
S)er er einft roar ber mutterlofen Sodjter.
28ie lieb' tct) itjn fo innig unb fo roarm! 5 Unb nun — fo ungebulbig bringt er in mid)
3)em 9ftarqui§ liebenb §anb unb §er§ §u geben.
Unb fann idj §u beut roiberfidjen Wann
SCRit [einer fatfdjen 9JJiene Siebe faffen?
$cr) fann'3 nidjt über mid) gewinnen, it)m ^QnS Sluge nur §u fdjaun; er ftefjt fo falt
Unb fböttifdj ha; in feinem fjäfclidjen
©efid)t fein §audj bon menfcfrtidjem ©efürjl
ör breljt bie 3tugen unter ifyren braunen
<3o fdjnetl unb tüdifd), unb ber^errt ben Sftunb 15 SSetj jebem Sßort, unb immer fietjt er au§,
W.Z ob er etroa§ <2d)limme3 im ©efyeimen roätgte!
Unb od)! ber SBater f)ält fo biet auf ifm!
D ftuldjen, jener fdjöne Wann —
Sutie.
2Sof)t ifjm. 20 ^n eurem ^ergen lebt fein 33itb.
^torine.
9ttd)t bod) ! S)ie $eit tütrb balb bie fyolben 3u9e tilgen. ®omm folge mir — enttleibe mid) im ßimmer.
(behbe ob.)
Vierter Stuftritt
üDiardjefe (Sara c ct. (tritt herein)
£>a§ ift ein rounberlid)er 33rief. 2)a fdjreibt 25®nrico: atö er in ber SRärje bon
22 2BUtjeIm 3Baib(inger, Siebe unb §afj. [i 4
Neapel geftern Slbenb fbeifett roottte, $m länblid)=ftüten £anbf)au3 bor bem SBatbe, (So fct)en ein baar bitter angefommen, Sie r)ättert unbefdjcibcn unb berroegen Sin feinen 2ifd) fid) neben ü)n gefegt, 5
Sa [erj er fdjnetl in $orn entbrannt, unb roie SDte bitter botlenb§ rjätten fbredjen rootlen, t$Qab er (Stitlfdjroeigen ifmen auferlegt.
(lädjelnb)
„Saran erfenn' tet) meinen SÖcann —
Sa futjr ber eine mit beut SOceffer auf, 10
Unb tourbe faum bom anberu abgehalten,
(Sie rannten fort, unb roie ber ©raf gurücf
3ur SSüla reiten wollte, toarb er blü^lid)
Qm Söatbe bon beu Gittern angegriffen.
SSottt ^ßferb geftürgt unb fdjroer berrounbet — bod) 15
Sie Dritter fet)en in ben SSalb entflotyn. — "
Sag ift bie ^rudjt bes unbefdjränften ®tolje§l —
£$d) fott e§ niemanb weiter anbcrtrau'n,
Safs e£ nid)t rud)bar in Neapel Werbe,
Unb bie ©erüd)te folt id) unterbrüden, 20
33or altem aber bleib' e3 ibr geheim, id) fott
Qfljt §erg bor groedto^bumpfer 5lngft bewahren,
(mit einem bo§l)aften ©elädjter)
terroüufcbt, crwünfd)t! Sa3 mit! id) gut bemühen,
Ser ©raf fommt fd)Wcrlid) wieber balb gurüd,
2ßof)t biete Sod)en mag bie Leitung bauern — 25
.<peil bir Garacci! lote fid) atteö bod)
Söequem nad) beinern Söitten fügt unb fd)idt!
23er Itug ift nü|t, roaö fid) bon fetbft ereignet
Unb mad)t be3 3ufa^^ Saune fid) gurrt Siener.
1 6] Söilfjelm SSaibltnger, Siebe unb §ajj. 23
fünfter Auftritt.
(glottne mit Julien.)
Saracci.
%ü) roünfd)' eud) einen guten borgen, Kräutern, 9JUd) freute, ba$ idj eud) frot) unb munter ferje.
^torine.
D teifjt bem äußern ©djein nid)t fo biet ©tauben, Dft ftrar)tt ba% 3Iuge rjettern ©onnenfd)ein, 5S)od) innen ift'g nidjt fo, bo fd)läft ber ©türm.
ßaracci.
9Hd)t bod), mein Kräutern, roem bie 3uÖenD no^) SCRit gtüb/nbem fRoif) im 5tngefid)te fdjroebt, 2ßer nod) bie unberborb'ne, frifcf»e ®raft, 9lod) rafd)e£ S3tut in feinen 9tbern fbüfyrt, io5Der ift tum innen fyeiter, roie bon ouffen.
$r)r ferjb ein fd)ted)ter ÜFlenfdjenfenner, SDcarquiS, ©onft iaufdjt ifyr bod) beftänbig auf ©ebanfen, SRit eurer ©bürfraft let)rt itjr bietet bor, Unb rjabt'3 barinn §ur SReifterfcbaft gebracht. 15®od) tjier t)at eure Shmft eud) bod) bertaffen, ®enn roenn itjr gtaubt, ba§ ^räutein fet) fo gtüttid), ©o fyeiter $nnen, roie fie Muffen fdjeint, Qf)r irrt eud), 9ttarqui3, unb ba§ ift an eud) 3roiefad)e ©djanbe.
Garacci.
©d)önen £>anf 2of^ür bie S3emerlung, bod) roa§ lann bem SRobdjen Senn ©d)önb/eit ifyre ^ütte über fie
24 SBüfjelm SSai&Hnger, Siebe unb §af3. ri 5
©o übermäßig auSgegoffen t>at,
SKenrt fie mit einem 331icf ben ©ieg gerühmt,
Sößenn fid) bor it)rer 9kii3e ^tttgeroalt
£)er gretjer ungemefj'ne äftenge beugt,
SBenn einer, auägeroätjtt äug §unberten,
©id) enblid), liebetaumelnb, §t)men§ ^ofel
5mf itjrem 23rautbett angufteden ruftet,
2ßa§ fann bem ÜMbcben roob/l nod) ©orge madjen,
SDcit Ringern roeift ber bleidje üfteib auf fie. —
Suüe.
^t)r füred)t bernünftig, ÜDtarqui§; aber roenn 5tu§ jenen £mnberten ber ©d)ted)tefte 25er, ben fie felbft am roenigften geroünfdjt, S8om Unberftanb ber armen SBraut geroäfjlt roirb?
ßaracci.
9hm ja, fie mürbe bann bie SBage nehmen, Unb it)re ©eifteSfräfte mit bem Spanne meffen, Unb bann — ba% märe mir ein fd)led)ter äftann, äßenn nid)t be§ SBeibe» ©djaafe fliege, feine fänte.
Sulie.
3f)r liefet bann bie ©eifteSfräfte liegen, Unb tuägtet fie ©eroid)td)en für ©eroid)td)en ^egtidjem Käufer ab um einen ©d)ilting?
Saracci.
©ignora, forget nid)t, id) mürbe fie 3uerp anroenben, jeben fredjen ÜDcunb SDHt meines ©eifteS Übermalt §u ftobfen.
$torine.
©id) felbft unb anbern ÜJflunb unb §crs ju ftobfen 5td) Marquis! ba§ berfteljt it)r gurrt SSetnunbern! Qd) fd)ä£t' eud) glüdlid), tonntet ifjt'S nid)t fo.
1 5] 2ölÜ)eIm SSaiBHnger, Siebe unb §afe. 25
ßaracci.
$r)r lafjt eudj trügen bort ber Stuffenfeite,
groar r)at mir bie 9?atur ein fcfjön ©efidjt,
S)a§ SHter ^ugenbmunterfeit berfagt.
2)od) glaubt, ber Qüge tjübfdje $orm unb 23itbung 6^[t nidjt, roa§ §ergen aneinanber fdjitefjt.
SDa3 SBeib lernt ir)re§ yjlameZ SBertr) erft fennen,
SBenn jie in feinem SBirlung§!rei§ itm fietjt,
Söie er mit unerfd)öbfter Sftaft ba§ SSefte,
3)a§ fdjroerfte fdjafft unb roirft unb burd) be3 £eben3 10 ^erfd)tung'ne £abt)rintt)e fidj unb anbre
33eb,enbe fortberoegt unb gtüftidj madjt.
<Set)t, $räutein, fo get)f 3 aud) mit mir, it)r roünfdjet
@tn ®nabenangefid)t im ©djmucf ber Soden,
(Sin rafdje3 SStut, bog in ben Stbern flutet, 15 Unb lärmenb — unbefounen Köpft unb wirbelt.
3)a§ fyab' id) nid)t: id) bänbigte bie ©tut
Unb Überlegung mäfjigt ba§ ©efüt)t.
Sftun gräulein — fel)t, id) bin aud) mandjmat offen.
(toitft fidj auf bie ®nie)
Jgier bin id), roie id) bin, t)ier ift mein Jperg, 2o3dj Qeb'§ in eure §anb, unb ba$ ift biet,
S)enn fonft tr)at id) mit meinem bergen rar.
©eöffnet ijat fid) meine SSruft unb burd) bie (Sbatte
Qft'3 mir geroaltfam — ftürmifd) burd)gebrod)en,
•fteljmfg ^räutein, net)tnt§ auf etüig bon mir t)in, 25©ebt mir ba§ eurige, fonft fdpefjt bie 33ruft
©id) roieber gu, unb nie fdjaut ifyr mein ^erg!
SBerfennt mid) nid)t, mein ^räutein! fbredjt, fbredjt!
$torine.
£> lafjt mid), 9ftarqui§! ta^t mid)! D bafj meinen $e3 $ater§ äBifle fo befdjränft unb feffett, 30 $t)r forbert, roa§ unmögtid) ift —
26 SSil^elm SBaibltnger, Siebe unb £mjj. [i s
©otncci.
SSarum (Sollt' e3 unmögtid) fein, baft un§ (Sin 33anb $tt (Sitiä berfnübfet unb äufammenfdjtiefjt? Vermengt ben SBülen nid)t mit bem ©efdjjicf, S)en einen fjabt if)t frei), i>a§> anhexe nid)t. Safst eud) bon eurem SBillen gu mir leiten, Unb bann bergleid) id) itm ber £>arfe (Saiten, SBeil brauf be§ Sdjidfats §anb in fanften Sauten Ter Siebe §immelömelobien fbielt.
$lorine.
3)ie (Saiten finb bom $ater fo gefügt, £af$ feine Ringer nur brauf Hingen fönnen.
ßaracci.
Unb fcb/3 aud), fjbY id) nur ben fanften %on 3)er Siebe tmlbreidj mir fjerüberflingen.
Sulie. SBie ftet)t eud) 9flarqui3, bod) ber galtenmantel !
(®et 9Word)efe roirft einen finftern 93lid auf Julien)
$torine
(3" fid))
Vermag id) benn ber mäd)tigen 33eftürmung SJJit meinen fd)road)en Straften 51t begegnen, Unb bod) id) mufj — ad) fdjau' auf mid), 0 frimmet.
Garacct
(für fid)) (Sie roanft!
(laut)
SDcabonna rebet!
i 6] SSüljelm SSciiblingev, Siebe unb §afj. 27
$torine (bumpf unb tangfam)
äflarqute, $d) lieb' eud) nid)t, unb laun eud) niemals lieben.
(Saracci.
Unb ba§ ift eure ernfte Meinung, gräulein?
Qutie.
^fjr r)abt'3 gehört unb triftf, roa3 if>r »erlangtet, sSaftt eud) an ©iner Slntroort nun genügen.
©aracci. (bo^aft unb työttifd))
$f)r liebt midj nid)t, unb fömtt mid) niemals lieben?
Biotine.
D fann id) e<§ benn, ©ignor, trenn e3 mid)
SSom tiefften $nnern nid)t mit 2ttlgett>att
gu eud) f)inüber§ief)t, roenn fid) mein £>er$ 10 ^n eurer ©egenroart gufammenprefjt !
SBie fann id) in bie leblo^öbe ßeere
3)er Regung üpr/ge £eben§fülte fdjaffen?
©ebiet id) meinem §er§enr mujj id) nidjt
SSon feinem ©trübet mid) betnätt'gen taffen? lsSöenn it)r mid) liebet, SIRarquig, laftt mid) rut)ig,
$f)r quält mid) fürd)terüd) mit euren SSitten. . 28a§ tjat ber Siebenbe cor 51ugen, ol§
Unenblid) bie ©eliebte §u beglüden?
S)orum, trenn it)r mid) liebt, fo tafct mid) ruf)ig, 2o33erlür§t ben 9Iuf enthalt in unferm §aufe!
$cr) mödjt' eud) ftetS ein leifer Sßornmrf fein.
©ud)t eine anbere, ber itjr §anb unb ,§erä
anbietet, id) fann nie bie eure toerben.
Sftir ti)ut e§ tuet), trenn id) eud) leiben fet)e, 25 5Kenn if>r eud) tnegen meiner grämt unb t)ärmt;
28 SBilfjelm SBaiblingev, Siebe unb £afj. li e
£> ©ott! bu tt>eiJ3t% bu fennft mein ^erg, bo§ nie 2>e§ onbern Rub/ unb ©lud gu [töten [trebte. Sofjt mid), id) bin ein unerfat)r'ne3 9ftäbd)en, ftfyr fönntet midj mit euren öielgeroaubtem ©tun 9?id)t